Erich Fromm „Wege aus einer kranken Gesellschaft“ – ein alter Leitfaden mit erschreckendem Bezug zur Aktualität
Literatur gehört schon so lange zu unserem gesellschaftlichen Leben, wie man lesen, schreiben und verstehen kann. Mittlerweile gibt es so viele Genres, wie lange nicht. Kein Wunder, die Ansprüche der Menschen steigt immer weiter, somit auch die Themen, welche einen bewegen. Das Problem ist, viele wiederholen sich in irgendeiner Form oder greifen gar nicht unsere aktuellen Sorgen oder Beweggründe auf, welche das ausmachen, wonach wir derzeit leben. Ein gutes Gegenbeispiel ist Erich Fromm mit dem Buch Wege aus einer kranken Gesellschaft.
Verschiedene Autoren griffen schon vor vielen Jahrzehnten Bereiche auf, welche damals Menschen bewegten und aktuell wieder. Die Frage, wie man für sich das Beste im Leben herausholt, stellt sich jeder von uns. Dabei Leid zu erfahren oder zu beobachten, wie andere Personen im näheren Umfeld keine guten Erfahrungen machen, gehört zum Alltag leider immer wieder mit dazu. Schon seit Jahren verändert sich jede Gesellschaft auf unserer Welt. Doch alle werden geeint durch zwei Sachen, den technischen Fortschritt und der damit zusammen hängende Konsum. Das Buch gibt es überall im Handel und online zum Beispiel bei Amazon.
Höher, besser, weiter und vor allem eins, schneller lautet die Devise:
Im Alltag sind die meisten Menschen immer von irgendetwas angestachelt oder werden getrieben. Dass auf der Arbeit stets Druck vorherrscht, damit ein Leistungspensum geschaffen wird, ist nicht neu. Doch das Problem hierbei ist, dass Arbeitgeber genau diesen erzeugen. Häufig entsteht auch eine Art Konkurrenzsituation untereinander, gerade dann, wenn mehrere Kollegen um eine bestimmte Stelle oder Tätigkeit buhlen. Das ist oft gewollt und wird sogar noch aktiv gefördert, was so nicht sein kann.
Auch im privaten Bereich wird Zusammenhalt nur noch bedingt großgeschrieben. Es müssen immer mehr Autos, Urlaube im Jahr und Anschaffungen sein. Der eigene Nachbar könnte ja besser da stehen, als man selbst. Der Neid und die Konsumgeilheit sind genau das, was Erich Fromm in seinem Werk: – Wege aus einer kranken Gesellschaft – beschreibt. Das im Jahr 2003 erschienene Buch knüpft handlungsmäßig genau an die oben genannten Aspekte an, welche derzeit in der Breite Einzug in jede Gesellschaft auf der Welt erhalten.
Viele meinen ja selbst, wie schlimm das ist, sprich dass so viele Menschen nur noch an sich denken, egoistisch handeln und schon toxische Verhaltensweisen an den Tag legen, welche einzig dazu dienen, anderen Personen zu schaden. Das Buch selbst befasst sich mit der Diagnose von Menschen und der Gesellschaft an sich.
Sich was Gutes tun und dabei nichts fühlen:
Das literarische Werk von Erich Fromm zeigt von der Handlung her auch auf, dass wir stets bemüht sind, uns etwas Gutes tun zu wollen. Sich für etwas selbst zu belohnen oder gar zu gönnen, als ob es kein Morgen gäbe, gehört leider oder vielleicht auch Gott sei Dank zum Leben dazu. Das Problem ist, viele wollen immer mehr, sodass ein Überfluss entsteht. Dabei fühlt man kaum noch Freude, wenn überhaupt. Eine Anschaffung, welche nicht aus einer Mangellage heraus entsteht, wird oft weniger wertgeschätzt, als ein Brot, dass man unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt, wo es in vielen Lebensbereichen noch keine festen Strukturen gab, wie man sie heute kennt.
Das Problem hierbei ist, wir begeben uns sehr oft dahin zu behaupten, dass man glücklich ist, bei dem, was man tut oder erhalten hat. Doch häufig ist dies eine Lebenslüge, welche man sich jedoch nicht eingestehen möchte. Denn oft fühlen wir dieses Glück doch gar nicht, nur selten flasht es einen im Alltag unserer Kultur. Zu behaupten man sei glücklich ist oft nur eine Aussage, damit andere von außen her nicht erkennen, wie schlecht es einem wirklich im Leben geht. Warum trennen sich plötzlich Paare, welche immer nach außen hin gezeigt haben, welche Musterehe sie führen? Sicherlich nicht, weil man zusammen glücklich ist, obwohl man dies stets im Alltag suggerierte.
Entfremdung von sich selbst:
Neben dieser Lebenslüge, welche mehr von uns betrifft, als wir erkennen oder sehen wollen, behandelt das Buch auch die Entfremdung von sich selbst. Immer mehr lassen wir uns fremd steuern und von anderen Dingen leiten, welche uns früher nicht so wichtig waren und eher eine sekundäre Priorität einnahmen.
Das Problem ist, wir vergessen dabei nicht nur unsere Wurzeln sowie Herkunft, sondern vernachlässigen auch die Prinzipien, welche man einst vertrat. Nicht selten wurden aus früher überzeugten Punks später Geschäftsführer oder aus Menschen, welche einst Rockmusiker als Berufsziel ausgegeben hatten, plötzlich Bürohengste. Fakt ist, Konsum und Geld dienen eher als Mittel zum Zweck, statt wirklich glücklich zu machen.
Seelische Erkrankungen nehmen seit Jahren zu:
Schon in diesem Werk von Erich Fromm ist sinngemäß die Rede davon, dass durch die Entfremdung von sich selbst auch das seelische Wohlbefinden unter diesen Prozess der Veränderung leidet. Aufgrund des Alltags, welchen man sich zu eigen gemacht hat, entstehen auch Routinen, welche nur schwer wieder rückgängig zu machen sind. Sicherlich kann jeder von uns sich vornehmen, bestimmte Prinzipien zu befolgen. Sich jedoch nicht verbiegen zu lassen, ist nur eine weitere Lebenslüge, welche auch in dem Buch mit auftaucht.
Um sich anzupassen und verschiedenen Trends mitzugehen, muss man sich immer auch selbst mit verändern. So gesehen verbiegt die Konsumgesellschaft und Werbung jeden von uns, den einen mehr, andere wiederum weniger. Dadurch entfernt man sich immer weiter von seinen Wurzeln und steuert stets, jedoch schleichend, einem Burnout entgegen. Doch Fromm beschreibt hier auch Wege sowie Mittel, wie man an diesem Teufelskreis etwas verändern kann. Diese Modifikation des eigenen Lebens muss jeder jedoch bei sich selbst beginnen.
Fazit zum Buch von Erich Fromm
Indirekt könnte man beim Lesen des Buches „Wege aus einer kranken Gesellschaft“ den Eindruck gewinnen, dass Erich Fromm von Freud abstammt, eben weil er sehr in die Tiefe der menschlichen Psyche greift, um diverse Abgründe von uns an das Tageslicht zu holen. Tatsache ist, eine Parallele zur Tiefenpsychologie von Freud kann man im Buch tatsächlich finden, Statistiken ebenfalls. Dennoch ist es toll, wie er den Spiegel anderen vor das Gesicht hält.