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Von Blockchain bis Boarding-Pass: So verändert die EU-Wallet das Reisen

Ein Flughafen, ein Smartphone, ein einziger Scan – und sämtliche Formalitäten sind erledigt: Ausweisprüfung, Boarding, Hotel-Check-in. Was noch wie Zukunftsmusik klingt, könnte in wenigen Jahren Realität werden. Die Europäische Union arbeitet mit Hochdruck an der EU-Digital-Identity-Wallet, einem digitalen Identitätsnachweis, der Bürgerinnen und Bürgern die volle Kontrolle über ihre Daten lassen soll und zugleich auf höchstem technischen Sicherheitsniveau basiert.

Ermöglicht wird dies durch den Einsatz modernster kryptografischer Verfahren, die zum Teil auch aus der Blockchain-Welt stammen. Einige Pilotprojekte setzen ergänzend auf Blockchain-Architekturen, um Nachweise fälschungssicher zu gestalten und Transparenz herzustellen. Die Entwicklung reiht sich in einen globalen Trend ein, in dem Blockchain längst nicht mehr nur für Kryptowährungen genutzt wird, sondern in Finanzmärkten, im Zahlungsverkehr und in vielen Alltagsanwendungen eine wachsende Rolle spielt.

Globale Blockchain-Anwendungen im Jahr 2025

Wer Blockchain ausschließlich mit Bitcoin oder Ethereum verbindet, greift zu kurz. Zwar ist Bitcoin immernoch eine der beliebtesten Kryptowöhrungen, wenn es etwa um Zahlungen über die Blockchain geht, beispielsweise im iGaming. Hier gibt es reine Krypto Casinos, bei denen direkt mit Coins gezockt wird, und hybride Anbieter, die die Kryptowährungen vorher in Echtgeld umwandeln. Die Zahlungen laufen in der Regel schnell, sicher und relativ anonym – viele Spieler schätzen genau das (Quelle: https://esportsinsider.com/de/gluecksspiel/bitcoin-casinos).

Doch jenseits dieser Nischenmärkte hat sich Blockchain längst von ihrem Image als reines Spielgeld befreit. Im Jahr 2025 ist die Technologie tief in die Finanzwelt eingebettet. Besonders deutlich zeigt sich dies an Stablecoins, also digitalen Token, die an staatliche Währungen wie den US-Dollar gekoppelt sind. Sie gelten als günstige und schnelle Alternative zu klassischen Transaktionswegen wie SWIFT, wenn es um internationale Zahlungen oder den Handel zwischen Banken geht. Große Finanzhäuser wie Goldman Sachs sprechen inzwischen von einem „Summer of Stablecoins“ und sehen darin eine ernstzunehmende Ergänzung zum traditionellen Finanzsystem.

Neue Möglichkeiten mit Blockchain-basierten Transfers

Auch im Bereich der Rücküberweisungen eröffnen sich neue Möglichkeiten. In den USA experimentieren Anbieter wie SoFi mit Blockchain-basierten Transfers, die es erlauben, Geld in Echtzeit in eine digitale Währung zu konvertieren, über Landesgrenzen hinweg zu versenden und sofort in der lokalen Währung wieder auszuzahlen.

Hinzu kommt die wachsende Tokenisierung realer Vermögenswerte. Unternehmen wie BlackRock oder Citi nutzen Blockchain, um Anleihen, Immobilien oder Kunstwerke digital abzubilden und handelbar zu machen.

Abseits der Finanzindustrie entstehen zusätzliche Anwendungsfelder: Lebensmittelkonzerne sichern ihre Lieferketten über Blockchain, Versicherungen testen automatisierte Schadensregulierungen mit Smart Contracts, und im Energiesektor entstehen Modelle für dezentralen Stromhandel. Die Bandbreite verdeutlicht, dass Blockchain inzwischen eine globale Infrastruktur darstellt – und die digitale Identität in Europa fügt sich nahtlos in dieses Bild ein.

Die EU-Digital-Identity-Wallet im Überblick

Wallet App für alle Dokumente Die EUDI-Wallet ist eine mobile Anwendung, die Bürgerinnen und Bürger nutzen können, um digitale Ausweisdokumente, Führerscheine, Banknachweise oder Bildungszertifikate sicher zu speichern und bei Bedarf gezielt freizugeben. Anders als bei zentralisierten Lösungen entscheidet allein der Nutzer, welche Daten er preisgibt, während andere Informationen verborgen bleiben. Die rechtliche Grundlage bildet die überarbeitete eIDAS-Verordnung, die einen europaweit einheitlichen Rahmen schafft.

Seit 2023 laufen umfangreiche Pilotprojekte, an denen über 25 Mitgliedsstaaten und Partnerländer beteiligt sind. Diese Tests umfassen unterschiedlichste Anwendungsfelder: vom digitalen Boarding-Pass am Flughafen über die Registrierung einer SIM-Karte bis hin zur Nutzung von Gesundheitsdaten. Bis Ende 2026 soll die Wallet in allen EU-Staaten eingeführt werden. Für Reisende bedeutet das, dass sie ihre wichtigsten Dokumente auf dem Smartphone mitführen und im europäischen Ausland ohne zusätzliche Formalitäten nutzen können.

EU-Durchführungsrechtsakte erwartet

Insgesamt werden beinahe 50 EU-Durchführungsrechtsakte erwartet, die einheitliche Umsetzungsstandards definieren, um ein europäisches und interoperables Ökosystem zu schaffen (Quelle: https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/digitale-welt/datenschutz/eudiwallet-was-sie-zur-digitalen-brieftasche-wissen-muessen-95821).

Die Funktionsweise der Wallet basiert auf modernen kryptografischen Verfahren wie dezentralen Identifikatoren und verifizierbaren Berechtigungen. Sie sorgen dafür, dass Nutzer Identitätsdaten nur in dem Umfang teilen, der für eine bestimmte Situation notwendig ist. Ein Geburtsdatum kann beispielsweise bestätigt werden, ohne das gesamte Dokument preiszugeben.

Blockchain spielt dabei keine verpflichtende Rolle in allen Implementierungen, wird aber in mehreren Pilotprojekten als technologische Ergänzung genutzt, um Nachweise unveränderlich zu speichern und die Interoperabilität zu erleichtern. In jedem Fall gilt: Der Ansatz verhindert unnötiges Oversharing, erhöht die Datensicherheit und schafft ein einheitliches technisches Fundament, das in allen EU-Staaten genutzt werden kann. Für Reisende verspricht das eine erhebliche Vereinfachung, weil Kontrollen schneller und reibungsloser ablaufen.

Chancen und Herausforderungen für Reisende

Die Einführung der EUDI-Wallet eröffnet erhebliche Vorteile: Sie reduziert Papierkram, beschleunigt Abfertigungsprozesse und stärkt zugleich die Datensouveränität. Statt wie bisher zahlreiche Dokumente mitführen zu müssen, reicht künftig ein Smartphone mit der Wallet-App. Hinzu kommt, dass Nutzer jederzeit selbst bestimmen, welche Informationen sie mit Behörden, Fluggesellschaften oder Hotels teilen möchten.

Reisende

Dennoch gibt es auch Herausforderungen. Nicht alle Menschen verfügen über die notwendige digitale Kompetenz oder ein geeignetes Endgerät. Auch die technische Infrastruktur ist noch nicht flächendeckend vorhanden. Hotels, Restaurants oder kleinere Behörden haben ihre Prozesse bislang oft nicht auf digitale Ausweise ausgerichtet. Außerdem bleibt die Frage nach der Systemsicherheit: Auch wenn die Architektur auf Verschlüsselung und Zwei-Faktor-Authentifizierung setzt, können technische Ausfälle oder Angriffe nicht völlig ausgeschlossen werden. Schließlich geht es auch um gesellschaftliche Inklusion – wie können ältere oder sozial benachteiligte Menschen eingebunden werden, die möglicherweise keinen Zugang zu moderner Technik haben?

Reisen im digitalen Zeitalter

Die EU-Digital-Identity-Wallet markiert einen entscheidenden Schritt in Richtung digitaler Souveränität und moderner Reisekultur. Sie verbindet Komfort mit Datenschutz und macht die Fortschritte kryptografischer Verfahren im Alltag sichtbar. Parallel dazu zeigt der Blick auf die globale Entwicklung, dass Blockchain längst zum Rückgrat für Finanzmärkte, Zahlungen und logistische Prozesse geworden ist.

Noch stehen wir am Anfang dieser Reise. Doch schon heute laufen Pilotprojekte in zahlreichen EU-Ländern, und bis 2026 soll die Wallet flächendeckend nutzbar sein. Für Reisende bedeutet das nicht nur ein Plus an Bequemlichkeit, sondern auch eine neue Form von digitaler Kontrolle über die eigenen Daten. Damit wird eine Technologie, die bisher vor allem in Börsenmeldungen und Fachdebatten vorkam, für Millionen Menschen im Urlaub erlebbar.

Thomas Wernicke

Ich bin Redakteur für Technik, PC & Internet, Events, Kultur und Zeitgeschehen und beobachte, wie digitale Entwicklungen unser Leben beeinflussen – oft leise, manchmal tiefgreifend. Technik fasziniert mich nicht nur als Werkzeug, sondern als Kraft, die unseren Alltag und unser Denken verändert. In meinen Artikeln verbinde ich technische Themen mit gesellschaftlichen Entwicklungen, die oft komplexer sind, als sie scheinen. Aufgewachsen in Berlin, schätze ich klare Worte, trockenen Humor und ehrliche Perspektiven. Nach meinem Studium des Journalismus in Leipzig habe ich in vielen Redaktionen gearbeitet, von der Tageszeitung bis zum digitalen Newsroom. Technik begleitet mich seit meiner Kindheit und bleibt bis heute ein Motor meiner Neugier. Bei Die Mark Online schreibe ich über das, was sich verändert, oft leise, aber mit Wirkung. Mein Ziel ist es, Entwicklungen verständlich zu erklären, ohne sie zu vereinfachen.

"Wat nützt der schönste Fortschritt, wenn keener mitkommt?" Thomas Wernicke

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