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Tesla in Grünheide: Wie beeinflusst die Gigafactory die Region?

2019 verkündete Elon Musk, dass eine weitere Tesla Gigafactory im Raum Berlin gebaut werden sollte. Das war durchaus eine Überraschung, an der aber hinter den Kulissen lange gearbeitet wurde. Somit entstand Teslas vierte Gigafactory nach New York, Shanghai und Nevada bei Berlin. Der genaue Standort ist die Gemeinde Grünheide, die rund acht Kilometer vom Müggelsee entfernt liegt.

Die Landesregierung um Ministerpräsident Dietmar Woidke machte keinen Hehl daraus, dass man dieses Projekt unbedingt nach Brandenburg holen wollte. Ab diesem Zeitpunkt entwickelt sich die Geschichte in zwei Richtungen. Auf der einen Seite die positiven Aspekte, die nicht nur die Arbeitsplätze umfassen, sondern auch den schnellen Bau der Fabrik. Auf der anderen Seite gibt es auch weiterhin starke Bedenken zum Umweltschutz und sozialen Herausforderungen. Wie hat die Gigafactory die Region in den letzten fünfeinhalb Jahren beeinflusst? Die Antwort darauf gibt es in diesem Artikel.

Umweltbedenken und Hochgeschwindigkeitsbau

Die Reaktionen auf die Ankündigung von Elon Musk vor über fünf Jahren fielen gemischt aus. Die einen sahen sofort die Chancen für den wirtschaftlichen Aufschwung der Region, wenn eine Gigafactory gebaut werden würde, die anderen hatten Bedenken zur Umweltbelastung. Vor allem zwei Aspekte haben zu starken Protesten geführt. Auf der einen Seite die Rodung von Waldflächen, damit die Fabrik überhaupt gebaut werden konnte, zum anderen die drohende Belastung für das Grundwasser. Die Fabrik wurde nicht irgendwo gebaut, sondern in einem Trinkwasserschutzgebiet. Dabei ist Wassermangel in Brandenburg auch schon in den Jahren zuvor ein wichtiges Thema gewesen.

Ein Eilverfahren von Umweltverbänden sollte den Bau verlangsamen, doch rückblickend hielt sich die Verzögerung im Rahmen. Gerade im Vergleich mit anderen Großprojekten in Deutschland hat sich gezeigt, wie schnell solche Projekte in die Tat umgesetzt werden können. Elon Musk gab einen engen Zeitplan vor. Innerhalb von zwei Jahren sollte die Fabrik für Elektroautos einsatzbereit sein. Den Zeitplan konnte man einhalten und hat damit vorgemacht, wie es eben gehen kann, wenn man sehr entschlossen zur Sache geht, trotz der Proteste und der lange fehlenden Baugenehmigung. Eine Taskforce wurde gegründet, alle Behörden saßen an einem Tisch und entschieden in Windeseile. Aus Sicht vieler Beobachter war das ein Lehrstück in Sachen Umsetzung.

Der wirtschaftliche Aufschwung der Region

Mittlerweile läuft die Fabrik seit über drei Jahren und es kann ein Fazit gezogen werden. Wahr ist natürlich, dass einige Bäume in Grünheide gefällt wurden. Was die Wasserknappheit angeht, verbraucht Tesla wohl weniger Wasser, als man eigentlich dürfte. Auf der anderen Seite hat der Verkehr in der Gegend stark zugenommen, auch sind die Mietpreise enorm angestiegen. Das sorgt für Spannungen zwischen der Gemeinde und Tesla. Doch das ist nur die eine Sicht auf die Dinge. Die andere zeichnet einen wirtschaftlichen Aufschwung. Rund 12.500 Mitarbeiter sind in der Fabrik beschäftigt, wobei auch viele Langzeitarbeitslose Anstellungen finden konnten. Pro Woche rollen rund 5.000 Autos vom Band.

Der wirtschaftliche Aufschwung der Region

Auch wenn die Skepsis weiterhin hoch ist, kann man aus rein wirtschaftlicher Sicht nur zustimmen, dass Arbeitsplätze geschaffen worden sind und die Gemeinde davon auch profitiert. Immerhin gibt es mehrere Millionen Euro an Gewerbesteuereinnahmen für die Gemeinde, die damit Spielräume hat, von denen andere Kommunen und Städte nur träumen können. Zudem ist das Bruttoinlandsprodukt der Gegend angestiegen. Ein Kritikpunkt ist auch, dass die Tesla Fabrik die Arbeitskräfte der Region rund um Grünheide abziehe, doch bei näherer Betrachtung stimmt das nicht. Zumindest hätten wohl nur wenige aktiv den Wechsel von einem Unternehmen zu Tesla gesucht.

Politische Wirkung und Aktienkurs

In der Umsetzung hat sich gezeigt, wie eine effektive Zusammenarbeit von Behörden aussehen kann, was leider oft genug nicht der Fall ist. Aufgrund der Fabrik und den Verbesserungen der Infrastruktur ist Grünheide auch in den internationalen Blick geraten, was zuvor eher selten der Fall gewesen war. Langfristig kann man also von sehr positiven Auswirkungen sprechen. Auf der anderen Seite hat das Gebilde Tesla in den letzten Monaten aber auch deutliche Risse bekommen, was mit der Person Elon Musk zusammenhängt. Musk hatte den Präsidentschaftswahlkampf von Donald Trump in den USA unterstützt und ist seitdem auch für die Regierung tätig.

Politische Wirkung und Aktienkurs

Die Politik von Donald Trump hat die Aktienkurse, Zölle und den Welthandel durcheinander gebracht. Dazu kommt, dass die rüpelhafte Art von Elon Musk zu einem deutlichen Image-Schaden für Tesla geführt hat. Natürlich muss man das Unternehmen und Person Musk nicht als eine Sache sehen und schon gar nicht Tesla-Fahrer für die Aussagen von Musk belangen, doch der Unternehmer und Multimilliardär ist nun einmal das Aushängeschild des Unternehmens. Nach einem anfänglichen Aufschwung nach der US-Wahl im November sank der Kurs der Tesla Aktie zuletzt massiv. In Brandenburg versucht man aktuell deutlich das Unternehmen von der Person zu trennen. Eine Alternative gibt es im Grunde auch nicht.

Fazit zu Tesla in Grünheide

Fazit zu Tesla in Grünheide Seit der Ankündigung der Tesla Gigafactory vor über fünf Jahren wurde die Region tiefgreifend verändert. Den Protesten zum Trotz wurde die Tesla Fabrik in Windeseile gebaut, mittlerweile produziert sie mehrere tausend Autos pro Woche und hat über 12.000 Arbeitsplätze geschaffen. Der Innovationsschub für die Region ist enorm und es zeichnet sich ab, dass dieser Trend auch anhalten wird. Tesla selbst hat viel in die Infrastruktur investiert, doch durch die hohen Gewerbesteuereinnahmen hat auch die Gemeinde viel mehr Handlungsspielraum. Doch auch aufgrund der jüngsten Entgleisungen von Elon Musk bleibt die Gigafactory ein zweischneidiges Schwert. Der große positive Einfluss auf die Wirtschaft der Region kann aber nur schwer geleugnet werden.

Karl-Heinz Merten

Ich bin Kolumnist und Autor für Finanzen, Wirtschaft, Wissen und schreibe mit Haltung, aber ohne Scheuklappen. Kolumnen sind für mich kein Ort für Parolen, sondern für Perspektiven mit Tiefe. Geschichte verstehe ich nicht als staubige Erinnerung, sondern als lebendigen Rahmen unserer Gegenwart. Politik interessiert mich dort, wo sie den Alltag der Menschen berührt. Mein journalistischer Weg begann in einer kleinen Lokalredaktion und führte mich über Stationen in Bonn und Hamburg schließlich nach Berlin. Nach dem Studium der Geschichte und Politikwissenschaft in Köln sowie einer Ausbildung beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk habe ich mich kontinuierlich weitergebildet, unter anderem in politischer Kommunikation, Medienethik und wirtschaftlichem Fachjournalismus. Besonders faszinieren mich die Schnittstellen von Politik, Wirtschaft und gesellschaftlicher Entwicklung. Ich schreibe nicht, um zu gefallen, sondern um Orientierung zu geben, gedruckt und digital. Bei Die Mark Online greife ich regelmäßig aktuelle Themen auf, die nach Einordnung verlangen.

"Journalismus heißt für mich: zuhören, verstehen, einordnen – nicht nachplappern." Karl-Heinz Merten

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