Wenn es überkocht: Umgang mit der Emotion Wut
Die Wut ist eine Emotion, die leicht zu erkennen ist. Sie tritt bereits bei Babys auf und kann Menschen bis ins hohe Alter begleiten. Es handelt sich um eine alltägliche Emotion, die wohl jeder in der ein oder anderen Weise nachvollziehen kann. Doch so klar und deutlich viele sie erkennen können, so wird doch relativ selten offen darüber geredet. Darüber hinaus gilt Wut manchmal sogar als Tabu, als eine negative Emotion, die es auf jeden Fall zu verhindern gilt. Ein näherer Blick zeigt, dass Wut eine komplexe Emotion sein kann, die gesundheitlich nicht unbedenklich ist, aber eben auch ihren Sinn und Zweck hat. Statt diese Emotion zu verteufeln, sollte man sich lieber mit dem Umgang mit Wut beschäftigen, sie wahrnehmen, einordnen, darüber sprechen und nach gesunden Wegen suchen, wie man damit umgehen kann. Wie das gelingen kann, gibt es in diesem Artikel zu erfahren.
Was ist Wut?
Zunächst muss man klären, was unter Wut eigentlich verstanden werden kann. Häufig werden Begriffe durcheinandergebracht, was einen gesunden Umgang mit der Emotion von vornherein verhindert. Die Wut selbst ist eine Emotion, also eine körperliche Reaktion, die sich in verschiedener Stärke zeigen kann. Im Körper werden Stresshormone ausgeschüttet, wozu Adrenalin, Testosteron und Cortisol gehören.
Der Blutdruck und die Herzfrequenz erhöhen sich, die Muskeln spannen sich an und im übertragenen Sinne macht sich der Körper für eine Konfliktsituation bereit. Oft wird Wut direkt mit feindseliger Einstellung oder sogar Aggressivität gleichgesetzt, doch damit würde man einen Schritt vor dem anderen gehen. Wut kann dazu führen, doch muss das nicht so sein.
Die negativen Folgen für die Gesundheit
Wut ist eine natürliche Emotion des Körpers, die in ganz unterschiedlichen Situationen auftreten kann. Die Aufgabe der Wut ist es, sich verteidigen zu können, Grenzen zu ziehen und Energie zu gewinnen – zumindest für den Moment.
„Jeder kann wütend werden, das ist einfach. Aber wütend auf den Richtigen zu sein, im richtigen Maß, zur richtigen Zeit, zum richtigen Zweck und auf die richtige Art, das ist schwer.“ – Aristoteles
Nun hat die Wut die Eigenschaft, dass sich durch sie Energie mobilisieren lässt, die dann wieder schwer einzudämmen ist. Das ist aber alles andere als gesund, denn langanhaltende und immer wieder auftretende Wut kann sich negativ auf die Gesundheit auswirken.
Wut ist eine Stresssituation für den Körper, die etwas mit Kampfbereitschaft zu tun hat. Das kann in manchen Fällen von Vorteil sein, doch in der Regel laugt es den Körper aus. Langfristig kann das die Wahrscheinlichkeit für eine koronare Herzkrankheit erhöhen. Allerdings sogar noch mehr, wenn man mit aller Macht versucht, die Wut zu unterdrücken. Ferner kann bei dem Versuch, die Wut zu dämmen, noch mehr Schaden durch zu viel Alkohol, Tabak, Koffein oder auch zu viel Essen entstehen. Die psychischen Auswirkungen sind Anspannung und Nervosität. Sozial betrachtet können darunter Freundschaften und Partnerschaften leiden.
Positive Aspekte der Wut
Man könnte also meinen, dass der schlechte Ruf der Wut vollkommen zurecht besteht, doch so leicht kann man es sich nicht machen. Die Wut zu verteufeln, ist ohnehin nicht zielführend, da es sich eben um eine normale Emotion handelt. Und diese hat biologisch gesehen auch ihren Sinn, sodass man die positiven Aspekte nicht außer Acht lassen sollte. Wut hilft dabei, sich in der Welt zu finden und zu äußern. Man kann Grenzen setzen, die man ohne die Wut vielleicht nicht verbalisieren könnte. Die Emotion hilft dabei, Ehrlichkeit ans Tageslicht kommen zu lassen. Natürlich kann das zu Konflikten führen, doch letztere sind nicht per se schlecht. Wo Menschen sind, entsteht Reibung, die so geklärt werden kann.
So kann man mit Wut umgehen
Auch wenn es positive Aspekte gibt, so muss natürlich das Maß eingehalten werden. Wer die Wut als Ausrede dafür nutzt, sich an keinen zivilisierten Umgang mehr zu halten, der hat etwas falsch verstanden. Auf der anderen Seite kann unterdrückte Wut ein großes Gesundheitsrisiko darstellen. Daher muss man lernen, mit dieser Emotion umgehen zu können. Das fängt damit an, dass man sie verstehen lernt. Man kann trainieren, die Wut frühzeitig zu erkennen. Anzeichen dafür sind eine innere Anspannung, eine höhere Reizbarkeit oder auch eine erhöhte Lautstärke beim Sprechen. Wer die Wut aktiv erkennt, kann bereits viel besser damit umgehen und sie auf gesunde Weise kanalisieren.
Man sollte auf keinen Fall die Wut zu unterdrücken versuchen. Aber man kann sie annehmen und ihre Energie in anderer Weise entweichen lassen. Bis 10 zählen ist ein einfaches Mittel, um sich nicht direkt den Impulsen hinzugeben. Man sollte tief ein- und ausatmen. Grundsätzlich empfiehlt es sich auch, eine Situation erst einmal zu verlassen, um Distanz gewinnen zu können. Abgesehen von konkreten Situationen sollte man sich mit seiner Wut auseinandersetzen. Was löst diese aus? Was kann man tun, um einen Ausgleich zu finden (Sport und kreative Aufgaben können helfen)? Und vor allem sollte man sich deshalb nicht verurteilen. Die wenigsten Menschen können vollkommen gesund mit ihren Emotionen umgehen, die Wut ist dabei nur die auffälligste Vertreterin.
Fazit zu Umgang mit Wut
Es gilt damit umzugehen zu lernen und sie nicht mit Alkohol und Drogen bekämpfen zu wollen. Wer aber seine Wut versteht, kann sie empfinden und einen positiven Umgang damit erlernen. Wut hilft, Grenzen zu setzen, offen zu sein und seinen Platz in der Welt zu finden. Auch hier macht die Dosis das Gift.